Stehen wir vor dem Umbruch zum „Arbeiten 4.0“, sind wir mitten drin oder hinken wir hinterher? Eine spannende Frage, die die Zukunft Personal in einer Blogparade in den Raum stellt. Wie auch immer die Antwort lauten wird: Die HR-Abteilung hat daran einen wesentlichen Anteil – und entscheidet damit vielleicht über Wohl und Wehe des Unternehmens.

Die Generation Y, die aktuell auf den Arbeitsmarkt drängt, hat ihre ganze eigene Vorstellung von Karriere, Beruf und Vorgesetzten, das ist nichts Neues. Neben einer ausgeglichenen Work-Life-Balance und dem Hang zum mobilen Arbeiten sagt man den Managern der Zukunft vor allem ein neues Verständnis von Hierarchien und Führung nach.

„Mitbestimmung“ lautet das Credo, der Chef hat ausgedient, Entscheidungen trifft das Kollektiv. So wie beispielsweise bei der Kreativagentur „Dark Horse“ aus Berlin. Die 30 Gründerinnen und Gründer arbeiten mehr oder weniger selbstbestimmt und gleichberechtigt, ohne feste Hierarchie.

Es gibt keine feste Arbeitszeiten Aufgaben werden nach dem Lustprinzip verteilt – zumindest theoretisch. „Irgendwann mussten wir uns aber eingestehen, dass es nicht ganz ohne Chef geht“, gesteht Patrick Kenzler, einer der Gründer von Dark Horse. „Es müssen ja Fragen geklärt werden. Wie bilden wir uns weiter, was ist mit Urlaub oder wenn jemand länger krank ist?“

Flache Hierarchien – oder besser gar keine?

Nun sind 30 gleichberechtigte Gründer noch relativ leicht unter einen Hut zu bringen. Wie aber sieht es bei 300 Mitarbeitern aus. Oder bei 1.500? Tony Hsieh, Chef des Online-Händlers Zappos, hat es auch versucht – mit mehr oder weniger großem Erfolg. Seit der innovative Chef seine Mitarbeiter dazu aufgefordert hat, die Hierarchien zu verflachen und sich selbst an Entscheidungen zu beteiligen, sei es als Pförtner oder als Executive, sackte das Unternehmen in der Liste der beliebtesten Arbeitgeber von Platz sechs auf Platz 86 ab.

Zugegebenermaßen ist der direkte Zusammenhang nicht nachgewiesen und der Abstieg zog sich über vier Jahre hin. Aber dennoch. So ganz ohne Chef wollen Mitarbeiter offenbar doch nicht sein. Aber es muss ja auch nicht gleich die Kehrtwende in Sachen Führung sein.

Innovative Konzepte für die Arbeit 4.0, also das was, wo und wie wir in Zukunft unserer Tätigkeit nachgehen, sind durchaus hilfreich und auch gefordert, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Meiner Meinung nach entscheidenden Anteil an der Strategie eines Unternehmens hat dabei die HR-Abteilung.

Informationen von höchster Relevanz

Hier laufen die Fäden zusammen, hier entscheidet sich, ob ein Unternehmen Innovationspotenziale nutzt oder lieber weitermacht, wie bisher. Wieso? Keine andere Abteilung hat die Möglichkeit, so grundlegend Veränderungsprozesse anzustoßen und zu begleiten, wie die Personalabteilung.

Denn nur hier landen Informationen, die für ein Miteinander höchst relevant sind: Wie zufrieden sind die Mitarbeiter? Was erwarten Sie von Ihren Chefs? Welche Erwartungen an ihre berufliche Zukunft haben sie? Voraussetzung dafür ist allerdings, dass auch die HR-Abteilung ihr Innovationspotenzial freisetzt, und diese Informationen auch nutzt.

Eine Mitarbeiterbefragung etwa ist ein starkes Tool, um Stimmungen zu erkennen und auch Entwicklungen vorherzusagen. Werden die Daten glaubhaft ausgewertet und analysiert, entsteht daraus oft die Grundlage für wirksame Maßnahmen, die Herausforderungen beseitigen: echte Innovationen.

Innovationspotenziale nutzen – auch im HR

In regelmäßigen Feedback-Gesprächen fließen Informationen, die für das Unternehmen von höchster Relevanz sind. Allein: Zu häufig versanden die Daten in irgendwelchen (elektronischen) Akten, eine Weiternutzung oder konsequente Umsetzung findet oft nicht statt, weil das Tagesgeschäft schon zu viele Ressourcen beansprucht oder auch Resistenz seitens Veränderungsprozessen besteht.

Exit-Gespräche, also die kritische Auseinandersetzung mit Mitarbeitern, die bereits gekündigt haben, sind für viele Unternehmen noch absolutes Neuland. Dabei bieten gerade diese Gespräche sehr wichtige Einblicke für Verbesserungspotenzial.

Innovative Konzepte für die Arbeit 4.0 zu entwickeln, ist für die meisten Unternehmen zweifellos eine Mammutaufgabe, für die es zudem keine Blaupause gibt. Schritt für Schritt zu individuellen Lösungen zu gelangen, fällt da vermutlich leichter.

Die HR-Abteilung kann dafür die Grundlage schaffen. Mit Konzepten, die das Feedback der Mitarbeiter strukturieren und der Führungsetage den Weg ebnen, die gewünschten und richtigen Veränderungen voranzutreiben.  Und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass der Veränderungsprozess kein Experiment zum „Arbeiten 4.0“ bleibt, sondern genau dorthin führt, wo die Unternehmen für die Herausforderungen der Zukunft bestens gewappnet sind.

 

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