In vielen Unternehmen steht die Arbeit an der Führungskultur für die nächsten Monate oben auf der Agenda. Doch um Veränderungen erfolgreich umzusetzen, benötigen Führungskräfte die Unterstützung ihrer Mitarbeiter - ganz besonders derjenigen, die im Arbeitsalltag oft zu kurz kommen: der solide Mittelbau.

Jeder zweite Arbeitgeber ist laut einer Befragung durch Robert Half bereits dabei, an der Führungskultur im Unternehmen zu arbeiten. Ein weiteres Viertel möchte die Veränderungen innerhalb der nächsten beiden Jahren anstoßen. Doch ganz gleich, welche Veränderungen in der Firma anstehen, sollten Führungskräfte nicht vergessen, ihre Mitarbeiter zu involvieren. Besonders wichtig sind die “fleißigen Bienchen”, die konstant gute Leistungen bringen.

Warum die verlässlichsten Bienen im Schwarm untergehen

Diese „Arbeitsbienen“ finden in der Regel am wenigsten Beachtung. Das hängt damit hauptsächlich damit zusammen, dass die Aufmerksamkeit des Chefs von anderen Mitarbeitergruppen gebunden wird: Den Low Performern und den High Potentials.

Die Low Performer bleiben hinter den Leistungserwartungen zurück. Der Vorgesetzte ist deshalb damit beschäftigt, ihre Ergebnisse zu kontrollieren und neue Motivationsmöglichkeiten zu suchen. Die High Potentials sind hingegen darauf aus, sich zu beweisen. Sie verlangen herausfordernde Aufgaben, aber auch Unterstützung bei ihrer Weiterentwicklung. Auch mit ihnen hat der Chef viel zu tun.

Der Großteil der Mitarbeiter erledigt seinen Job hingegen konstant gut, aber ohne viel Aufhebens. Da es für den Chef keinen Grund gibt einzugreifen, wenn alles gut läuft, erfahren diese Kollegen im Alltag meist wenig Aufmerksamkeit. Dabei sollten gerade sie ins Boot geholt werden, wenn Veränderungen anstehen, denn sie tragen eine Großteil des Unternehmenserfolgs.

Transparenz und Wertschätzung in der Kommunikation

Für Vorgesetzte empfiehlt es sich, den Dialog mit diesen wichtigen Mitarbeitern zu suchen und ihre Leistung wertzuschätzen. Früh genug in Veränderungsprozesse einbezogen, können die Mitarbeiter aus dem Mittelbau wertvollen Input für eine erfolgreiche Umsetzung liefern. Es ist deshalb sinnvoll, Ziele und Vorhaben offen mit ihnen zu kommunizieren und um ihre Einschätzung zu bitten. Wie schätzen die Kollegen die Erfolgsaussichten des Vorhabens ein? Wo sehen sie Probleme? Wie würden sie selbst vorgehen?

Hilfreich ist es, dabei so konkret wie möglich vorzugehen und beispielsweise direkt zu fragen: „Halten Sie es für realistisch, das Projekt zur Einführung der neuen Software bis Mitte des Jahres abzuschließen? Dadurch könnte unser Unternehmen viel Geld sparen.“ Der jeweilige Mitarbeiter wird in den meisten Fällen verraten, unter welchen Bedingungen er die Aufgabe für machbar hält.

Mit diesem transparenten und wertschätzenden Vorgehen, wird nicht nur das Wohlwollen eines Großteils der Mitarbeiter erreicht, sondern auch deren Erfahrungen in den Lösungsprozess miteinbezogen.

Umverteilung der Aufgaben

Derartige Kommunikationsaufgaben sind elementar für den Erfolg von Neuerungen – sie binden Führungskräfte aber auch zusätzlich. Um sich den nötigen Freiraum zu schaffen, müssen andere Aufgaben ausgelagert werden. Wer anspruchsvolle Fachaufgaben weitergibt, kann sich stattdessen um Strategie und Führung kümmern - und High Potentials haben die Möglichkeit, ihr Können unter Beweis zu stellen.

Unterstützung von außen

Wenn interne Kapazitäten für die anfallenden Fachaufgaben nicht ausreichen, gibt es die Möglichkeiten, auf externe Hilfe zurückzugreifen: Erfahrene Führungskräfte bieten ihre Dienste als Interim Manager an. Sie lassen sich für einen bestimmten Zeitraum ins Unternehmen holen, um Aufgaben zu übernehmen, die die hauseigene Führungskraft aufgrund der Kommunikationsaufgaben abgeben sollte. Aufgrund ihrer Erfahrung in zahlreichen Betrieben, arbeiten sie sich schnell ein, und unterstützen ab dem ersten Tag.

Sich Unterstützung von außen zu holen, ist letztendlich die bessere Option, als Kommunikations- und Führungsaufgaben schleifen zu lassen. Das zeigt auch die eingangs erwähnte Befragung: Die meisten Unternehmen wollen bei ihrer Anpassung der Führungskultur vor allem offener und transparenter mit ihren Mitarbeitern kommunizieren. Das dient vor allem auch einer besseren Mitarbeiterbindung – in Zeiten des Fachkräftemangels eine wichtige Zielsetzung.

So fühlen sich Ihre Arbeitsbienen wie Königinnen

1. Mitarbeitergespräche führen

Das Mitarbeitergespräch ist eines der wichtigsten Tools zur Mitarbeiterbindung. Es sollte in regelmäßigen Abständen stattfinden. Hier können Führungskräfte dem Mitarbeiter nicht nur Leistungsfeedback geben und Ziele für die nächsten Monate vereinbaren, sondern auch seine Stimmung überprüfen. So kann Unzufriedenheit - und eventuellen Abwanderungsgedanken - frühzeitig entgegen gewirkt werden.

2. An Entscheidungen beteiligen

Bedeutende Entscheidungen, die die tägliche Arbeit beeinflussen, sollten nicht als Status Quo präsentiert werden. Es ist aus zwei Gründen sinnvoll, Mitarbeiter bereits früh im Prozess zu informieren und einzubeziehen: Zum einen stärkt Transparenz die Zusammengehörigkeit und zum anderen können langjährige Mitarbeiter aufgrund ihrer Kenntnisse und Erfahrungen wertvolle Verbesserungsvorschläge liefern und fühlen sich so wertgeschätzt.

3. Lob teilen

“Arbeitsbienen” stellen sich selten ins Rampenlicht – trotzdem freuen sie sich über Lob und Anerkennung. Führungskräfte können Motivation und Zufriedenheit steigern, indem sie ihre Leistungen regelmäßig würdigen und Lob von oben weitergeben.

4. Karriereperspektiven bieten

Die zurückhaltende Art vieler “Arbeitsbienen” täuscht darüber hinweg, dass auch viele von ihnen gern die Karriereleiter nach oben klettern würden. Damit sie das nicht bei anderen Unternehmen tun, sollten Führungskräfte ein wachsames Auge auf talentierte Kollegen haben und sie fördern. In der Regel eignen sie sich eher für Fachkarrieren, doch auch hier gibt es schließlich Aufstiegspotenzial – und Mitarbeiterbedarf.

5. Für Entlastung sorgen

Allein durch ihre große Anzahl tragen “Arbeitsbienen” einen Großteil des Unternehmenserfolgs und damit auch der Belastung in arbeitsreichen Zeiten. Wenn wichtige Projekte in die heiße Phase gehen, kann die Beanspruchung dabei sehr groß werden. Personalverantwortliche können hier entlasten, indem sie in diesen Hochphasen Unterstützung von außen in Form von Zeitarbeitskräften organisieren. 

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