„Über Geld spricht man nicht!“ An diese Maxime halten sich nach wie vor viele Deutsche. Wohl auch deshalb sind die eigenen Gehaltsvorstellungen bei der Bewerbung ein Thema, vor dem sich viele Jobsuchende gerne drücken würden.
Denn hierbei lauern jede Menge Fettnäpfchen. Umso wichtiger ist es zu wissen, wann man das Thema auf den Tisch bringen sollte. Gibt es ihn, DEN perfekten Moment für die Gehaltsfrage?
Hier lesen Sie:
- Gehaltsvorstellung im Bewerbungsschreiben: Wann sind sie angebracht?
- Kurz und knapp: Wie formuliere ich meine Gehaltsvorstellung in einer Bewerbung?
- Schweigen ist Gold: Gehalt im ersten Vorstellungsgespräch nicht selbst thematisieren
- Die Gehaltsfrage im zweiten Vorstellungsgespräch: Jetzt kommt’s drauf an
Vieles im Leben ist eine Frage des richtigen Timings: Der passende Zeitpunkt für den Heiratsantrag genauso wie dieser Moment beim Fußball, wenn der Gegner nur eine Sekunde unaufmerksam ist und sich eine plötzliche Torchance aufgetan hat.
Als Bewerber über die Gehaltsfrage zu sprechen, hat ebenfalls viel mit dem richtigen Timing zu tun. Auch wenn äußere Faktoren dabei ebenfalls eine Rolle spielen, können Sie den Zeitpunkt, wann es im Bewerbungsprozess um Ihre Gehaltsvorstellungen gehen soll, bis zu einem gewissen Grad beeinflussen.
Den einen perfekten Moment für die Gehaltsfrage gibt es vielleicht nicht, dafür aber einige gute Gelegenheiten – aber auch einige denkbar schlechte.
Gehaltsvorstellungen im Bewerbungsschreiben: Wann sind sie angebracht?
Sobald Sie auf eine interessante Stellenausschreibung stoßen und sich schriftlich darauf bewerben, brauchen Sie sich eigentlich noch keine Gedanken um Ihre Gehaltsvorstellungen machen und sollten diese auch nicht unaufgefordert in Ihrem Anschreiben formulieren. Das kann sonst leicht anmaßend wirken.
Anders sieht es dagegen aus, wenn das Unternehmen ausdrücklich in der Stellenanzeige nach Ihren Gehaltswünschen fragt und Sie angehalten sind, diese anzugeben. Diese Bitte unter den Tisch fallen zu lassen und in Ihrem Anschreiben nicht darauf einzugehen, wäre äußerst unklug. Ihr potenzieller neuer Arbeitgeber könnte so ein schlechtes Bild von Ihnen bekommen:
- Es könnte der Eindruck entstehen, dass Sie die Stellenausschreibung nicht aufmerksam gelesen haben …
- oder sich nicht gerne an Vorgaben halten.
- Sie könnten den Anschein erwecken, dass Sie Ihren eigenen Marktwert bzw. die branchenüblichen Gehälter nicht kennen.
- Oder Sie vermitteln das Gefühl, dass Sie jetzt schon beim Gehalt pokern wollen – und zwar deutlich zu früh.
Kurz und knapp: Wie formuliere ich meine Gehaltsvorstellung in einer Bewerbung?
Damit die Personaler des Unternehmens sich gar nicht erst solche Gedanken machen müssen, spielen Sie am besten von Anfang an mit offenen Karten und nennen Sie Ihre Gehaltsvorstellungen in der schriftlichen Bewerbung auf Wunsch.
„Schön und gut“, denken Sie, „aber wie gebe ich die Gehaltsvorstellung in der Bewerbung denn richtig an?“ Keine Sorge, das ist keine große Sache. Ein kurzer Satz am Ende des Anschreibens genügt. Und zwar nach dem Satz, dass Sie sich über eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch freuen würden und vor der Grußformel.
Geben Sie Ihre Gehaltsvorstellungen in Form eines realistischen Brutto-Jahreseinkommens an. Etwa wie in der Beispiel-Formulierung hier:
Meine Gehaltvorstellung liegt aufgrund meiner fachlichen Qualifikationen und Erfahrungen zwischen 40.000 und 43.000 Euro brutto im Jahr.“
Wenn Sie noch unsicher sind, wie viel Sie verlangen können, finden Sie hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zu Ihrem realistischem Gehaltswunsch.
Schweigen ist Gold: Gehalt im ersten Vorstellungsgespräch nicht selbst thematisieren
Ihre Bewerbung hatte Erfolg und Sie wurden zum Vorstellungsgespräch eingeladen? Sehr gut, herzlichen Glückwunsch!
Haben Sie Ihre Gehaltsvorstellung noch nicht im Anschreiben angegeben, stellt sich nun erneut die Frage nach dem richtigen Timing, um über einen angemessenen Lohn zu sprechen.
Doch auch im ersten Vorstellungsgespräch sollten Sie sich zurücknehmen und die Gehaltsfrage nicht von sich aus zur Sprache bringen, wenn das Ihr Gesprächspartner nicht explizit danach fragt.
Denn in der Regel sind zu diesem Zeitpunkt noch weitere Bewerber im Rennen, und die Firma möchte sich erst einmal einen ersten persönlichen Eindruck verschaffen und eine engere Auswahl treffen.
Bringen Sie jetzt bereits Ihre Gehaltsvorstellungen ins Spiel, könnte der Eindruck entstehen, es gehe Ihnen in erster Linie nur ums Geld.
Außerdem sollten Sie sich zum Zeitpunkt der Gehaltsfrage wirklich sicher sein, dass das Unternehmen ernsthaft an Ihnen als künftigen Mitarbeiter interessiert ist.
Die Gehaltsfrage im zweiten Vorstellungsgespräch: Jetzt kommt’s drauf an
Dieses Interesse kristallisiert sich spätestens dann heraus, wenn Sie zu einer zweiten Gesprächsrunde eingeladen werden. Auch hier heißt es dann aber erst einmal abwarten und beobachten, ob das Unternehmen von sich aus der mit der Gehaltsfrage auf Sie zukommt.
Vorteil für Sie: So haben Sie mehr Zeit, um sich ein Bild von der Stimmung und dem Verlauf des Gesprächs zu machen.
Auf jeden Fall sollten Sie vorbereitet in das zweite Vorstellungsgespräch gehen, denn spätestens gegen Ende der Konversation können Sie sich vor der Gehaltsfrage kaum noch drücken.
Wenn der Personaler das Thema bis dahin immer noch nicht angesprochen hat, ist es nun Ihr gutes Recht, selbstständig nachzuhaken. Dabei kommt es auf eine geschickte Verhandlungsführung an. Überlegen Sie sich unbedingt vorher,
- wo Ihre persönliche Gehaltsuntergrenze liegt,
- wie Sie Ihre Gehaltsvorstellungen begründen und
- was Sie als Alternative bei Abzügen von Ihrem Traumgehalt akzeptieren würden, etwa ein Jobticket oder eine betriebliche Altersvorsorge.
Seien Sie dabei auf Rückfragen und Gegenargumente Ihres Gegenübers vorbereitet. Doch wenn das Timing auf Ihrer Seite ist und Sie gute Argumente haben, haben Sie schon fast gewonnen!
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Bildquelle: © pookpiik - Istockphoto.com
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