Die Konkurrenz schläft nicht: Wer qualifizierte Fachkräfte finden und langfristig an sich binden möchte, steht zunehmend im Wettbewerb mit anderen Arbeitgebern. Christian Umbs, Personalexperte bei Robert Half, hat Ihnen die drängendsten Fragen dazu beantwortet:

Das Recruiting qualifizierter Mitarbeiter ist und bleibt eine der schwierigsten Aufgaben für Manager in deutschen Unternehmen. Ein Hauptgrund: Wer begehrte Fachkräfte finden und binden will, steht im Wettbewerb mit attraktiven Konkurrenten.

Die Gründe, warum Unternehmen gute Mitarbeiter im Recruiting-Prozess verlieren, kennt Christian Umbs, Managing Director bei Robert Half. Im Interview spricht er über Herausforderungen und mögliche Lösungen.

In vielen Branchen sind Fachkräfte schwer zu finden. Warum springen gute Leute ab und entscheiden sich für die Konkurrenz?

Christian Umbs: Ein entscheidender Grund sitzt oft gleich nebenan: Wenn es in derselben Stadt oder Region begehrtere oder attraktivere Unternehmen in derselben Branche gibt, orientieren sich gute Mitarbeiter oft in Richtung des namhaften Konkurrenten. Ein zweiter wichtiger Grund sind zu lange Einstellungsverfahren, die den Bewerber ungeduldig werden lassen.

Auch darf die technologische Ausstattung am künftigen Arbeitsplatz nicht unterschätzt werden. Viele Bewerber sind frustriert, weil beim aktuellen Arbeitgeber veraltete Technologien eingesetzt werden. Das verlangsamt nicht nur Prozesse - viele Bewerber bemängeln zudem, dies bremse sie und das Unternehmen stark aus.

Wenn sich Arbeitgeber bei einem dieser Gründe wiedererkennen, dann wundert es nicht, wenn sie ihre offenen Stellen nicht mit guten Fachkräften besetzen können.

Stichwort Fachkräftemangel: Haben vor allem kleine und mittelständische Unternehmen das Nachsehen?

Christian Umbs: Nicht unbedingt. Auch große Konzerne haben Probleme, Fachkräfte zu binden. Allerdings aus anderen Gründen: In großen Unternehmen ab 500 Mitarbeitern schätzt man die mangelnde Schnelligkeit bei der Einstellung als am schwerwiegendsten ein.

Laut einer von uns in Auftrag gegebenen Studie sieht das die Hälfte der befragten Personalverantwortlichen so. Klar ist: Wer von woanders früher eine feste Zusage bekommt, ist in der Regel vom Markt.

Der Recruiting-Prozess umfasst in kleinen Unternehmen meist weniger Stationen – dort entscheidet man sich einfach schneller. Vor allem für Personaler aus kleinen und mittelständischen Unternehmen ist aber tatsächlich der Wettbewerb mit großen, attraktiven Firmen das größte Hindernis bei der Gewinnung von Top-Talenten.

Wer den Job bei einem renommierten Unternehmen wirklich haben will, wartet gegebenenfalls auch darauf. Oder er kündigt schnell wieder, wenn der Top-Arbeitgeber doch noch zusagt.

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Wie sieht es mit Kriterien wie Gehalt und Zusatzleistungen aus?

Christian Umbs: Auch die Vergütung kann natürlich entscheidend sein, wenn es darum geht, gute Fachkräfte zu finden. Ein gutes Drittel unserer Studienteilnehmer sieht jeweils das niedrige Gehaltsniveau in ihrem Unternehmen als ausschlaggebend dafür an, Top-Leute nicht binden zu können.

Ähnlich verhält es sich mit Benefits und Zusatzleistungen. In Sachen Gehalt können vor allem kleinere Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern nach eigener Einschätzung nicht mithalten.

Spielen auch Kommentare auf Arbeitgeber-Bewertungsportalen eine Rolle?

Christian Umbs: Ja, tatsächlich: Ein Viertel der Personaler nennt schlechte Bewertungen bei Kununu, Xing, LinkedIn oder in Sozialen Medien als Grund dafür, dass Image-Probleme entstehen und in der Folge das Unternehmen bei Bewerbern nicht gerade erste Wahl ist.

Gleichzeitig sehen die Personalverantwortlichen vor allem in kleineren Firmen noch Luft nach oben, wenn es darum geht, Employer Branding zu betreiben und sich selbst als attraktiven Arbeitgeber in ein besseres Licht zu rücken.

Und wie finde ich gute Mitarbeiter? Welche Maßnahmen helfen, eine offene Stelle zu besetzen?

Christian Umbs: Die Erhöhung des Gehalts ist eine Überlegung, die aber nicht immer das Mittel der Wahl ist. Viele Unternehmen haben erkannt, dass Geld allein kein Allheilmittel ist, um qualifizierte Mitarbeiter für sich zu gewinnen. Sie setzen stattdessen zum Beispiel bei den Qualifikationsanforderungen an.

Mit insgesamt 40 % geben die meisten Befragten an, bei geeigneten Kandidaten auf Kann-Kenntnisse zu verzichten, die anschließend in Trainings vermittelt werden können. Ein guter Ansatz: Unternehmen, die diese Flexibilität beweisen und die Schulung neuer Mitarbeiter bereits bei der Einstellung mit einplanen, haben heute einen wirklichen Wettbewerbsvorteil.

Außerdem herrscht noch viel Potenzial im passiven Bewerbermarkt. Eine strategische und professionelle Direktansprache ist aus unserer Erfahrung vielversprechend. Leider gibt es gerade in kleinen und mittelständischen Unternehmen oft nicht die Ressourcen und eine große Personalabteilung, die diesen Kanal intensiv ausnutzen können.
 

Mitunter deshalb setzen 39 % der Befragten auf die Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Personalvermittler. Vor allem große Unternehmen (48 %) greifen bei der Besetzung offener Stellen häufig auf die externe Unterstützung einer professionellen Personalvermittlung zurück.

 

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