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Sie haben all Ihr Herzblut in die Bewerbung für Ihren vermeintlichen Traumjob gesteckt, mit feuchten Händen und erhöhtem Puls auf „Senden” geklickt und checken seitdem permanent Ihr Postfach. Doch was passiert: Nichts! Nada! Niente! Sie erhalten einfach keine Reaktion auf Ihre Bewerbung und fragen sich, warum. Die Schuld liegt aber nicht unbedingt bei Ihnen oder Ihren Unterlagen. Bevor Sie also von Selbstzweifeln zerfressen werden, lesen Sie diesen Text:
- Was ist Ghosting?
- Wie Unternehmen Ghosting betreiben
- Gründe für das Ghosting bei Bewerbungen
- Was Sie tun sollten, wenn Sie keine Antwort auf Ihre Bewerbung erhalten
- Hören Sie auf Ihre innere Stimme
Was ist Ghosting
Ghosting ist ein Phänomen, das ursprünglich im Kontext zwischenmenschlicher Beziehungen auftauchte: Onlinedating-Partner, die sich nach dem ersten realen Treffen nicht mehr melden; Freunde, die plötzlich unerreichbar sind und auf keinen Kontaktversuch reagieren.
Inzwischen ist dieses plötzliche Abtauchen in der Geschäftswelt angekommen. Und auch hier ist die Funkstille so zermürbend wie im Privaten.
Wie Unternehmen Ghosting betreiben
Das Ghosting fängt oft schon direkt nach dem Versand der Unterlagen an. Bewerbungs-Coach Jürgen Hesse berichtet im Gespräch mit der „Wirtschaftswoche”, dass ein Grossteil der Bewerber auf eine Bewerbung hin heute nicht einmal mehr eine Eingangsbestätigung erhält. Noch vor einigen Jahren war das die Ausnahme.
Die Zeit der Stille kann aber auch zu einem späteren Zeitpunkt im Bewerbungsprozess eintreten, beispielsweise nachdem Sie bereits ein durchaus positiv wirkendes Telefonat mit dem Personaler geführt haben oder sogar schon zum persönlichen Gespräch im Unternehmen waren.
Gründe für das Bewerbungs-Ghosting
Es muss nicht an Ihnen liegen, falls der potenzielle Arbeitgeber so gar keine Reaktion auf Ihre Bewerbung zeigt. Obwohl dieses Verhalten ausgesprochen respektlos ist und Sie sich vollkommen hilflos fühlen, sollten Sie sich nicht mit Selbstzweifeln plagen.
Mögliche Gründe, warum Personaler sich nicht melden:
- Schlechte oder fehlerhafte Kommunikation:
Meist steckt gar keine böse Absicht hinter der Funkstille, sondern dem Empfänger ist schlichtweg ein Fehler unterlaufen: Ihre Unterlagen versickern bei der Weiterleitung an den zuständigen Abteilungsleiter in dessen Postfach, weil ihm die Mail einfach entging. Oder sie wurden im Bewerber-Management-System falsch einsortiert. Oder es gab ungenaue Absprachen in der Personalabteilung. Sie sehen: Es gibt viele Ursachen für übersehene Bewerbungen in einem Unternehmen. Das sollte natürlich nicht passieren. Sicherheitshalber können Sie daher nach ein paar Tagen selbst nachhaken. - Abgeschlossener Bewerbungsprozess:
Bei vielen Stellenportalen gibt es feste Buchungszeiten von 4 oder 8 Wochen. Eventuell ist die Stelle also schon eine Weile online, wenn sie sich bewerben. Der ideale Bewerber wurde möglicherweise schnell gefunden, oder die Stelle wurde intern besetzt. Das entschuldigt natürlich nicht, dass Sie keine Reaktion auf Ihre Bewerbung bekommen. - Keine Antwort = Absage:
Natürlich kann es auch sein, dass Sie mit Ihren schlimmsten Befürchtungen richtig liegen und das Unternehmen Sie unpassend für die Stelle hält. Das ist natürlich auch kein legitimer Grund, Sie im Unklaren zu lassen. Aber manch einem gestressten Personaler fehlt manchmal schlichtweg die Zeit. Oder er denkt sich „Keine Antwort ist auch eine Antwort” und spart sich die Arbeit. - Effizienz-Zwang im Rekrutierungsprozess:
Mitunter müssen Unternehmen auch in HR-Abteilungen Kosten senken und streichen Stellen. Ist der Ansprechpartner plötzlich weg, der sich um die Bewerbungseingänge und Absagen gekümmert hat, bleibt die Arbeit erst einmal liegen. Sehr zum Verdruss der Bewerber.
Was Sie tun sollten, wenn Sie keine Antwort auf Ihre Bewerbung erhalten
Um sicherzugehen, dass der Fehler nicht bei Ihnen liegt, sollten Sie selbst aktiv werden. Diese Möglichkeiten haben Sie:
1. Prüfen Sie Ihre Unterlagen noch einmal
Kleine Nachlässigkeiten können dafür sorgen, dass Ihre sorgfältig zusammengestellte Bewerbung ihren Empfänger erst gar nicht erreicht – und Sie warten vergeblich auf eine Antwort. Sehen Sie sich deshalb noch einmal genau an, was Sie abgeschickt haben:
Haben Sie den richtigen Empfänger gewählt?
Landet die Bewerbung auf dem falschen Schreibtisch, kann es lange dauern, bis sie dem gewünschten Adressaten vorliegt.
Haben Sie sich eindeutig auf die Stellenausschreibung bezogen?
Die meisten Anzeigen enthalten ein Kennzeichen. Gerade in grossen Unternehmen, die viele Stellen gleichzeitig ausschreiben, fällt eine Zuordnung ohne aussagekräftigen Betreff schwer. Das verzögert die Bearbeitung.
Waren Ihre Bewerbungsunterlagen vollständig? Ist der Lebenslauf lückenlos?
Fehlen wichtige Bestandteile wie Zeugnisse, werden Bewerbungen nicht selten unkommentiert aussortiert.
2. Prüfen Sie die Stellenanzeige
In der ersten Begeisterung kann man eine vielversprechende Stellenanzeige schon mal falsch lesen. Haben Sie möglicherweise die Reihenfolge der Anforderungen nicht genug beachtet? Qualifikationen, die ganz oben in der Liste stehen, sind Must-haves für das Unternehmen.
Weiter unten kommen die wünschenswerten, aber nicht zwingend erforderlichen Fähigkeiten. Wenn Sie nur diese Nice-to-haves mitbringen, aber Ihnen die Kernkompetenzen komplett fehlen, sind die Chancen auf den Job relativ gering.
Es kommt auch vor, dass Stellenanzeigen so missverständlich formuliert sind, dass sich der Bewerber darunter eine völlig andere Position vorstellt. Auch dann passt das Profil kaum zur Position. Stellen Sie das fest, haken Sie die Sache am besten ab. Das erspart Ihnen langes, zermürbendes Warten.
3. Prüfen Sie Ihre Erwartungen
Haben Sie in Ihrer Bewerbung eine Gehaltsvorstellung angegeben? Möglicherweise haben Sie beim Gehalt einfach zu hoch gepokert und Ihre Bewerbung wurde deshalb aussortiert. Oder man legt sie erst einmal auf Halde: Sollte sich später kein geeigneter Kandidat finden, könnte die Personalabteilung auf Sie zurückgreifen.
Hören Sie auf Ihre innere Stimme
Nach dieser kleinen Analyse liegt es an Ihnen, ob und wie Sie auf das Ghosting reagieren. Es ist Ihr gutes Recht, telefonisch nachzuhaken. Sollte sich der Personaler absichtlich nicht gerührt haben, muss er mit Ihrem Anruf rechnen.
Wenn Sie allerdings System hinter dem Bewerbungs-Ghosting vermuten, sollten Sie sich ein Nachbohren gründlich überlegen. Wollen Sie wirklich für eine Firma arbeiten, die so mit Bewerbern umgeht? Möglicherweise wird dort auch den Mitarbeitern nur wenig Respekt entgegengebracht. Ein gründlicher Arbeitgeber-Check kann Ihnen aufschlussreiche Erkenntnisse liefern.
Bildquelle: © Jakub Dziubak - Unsplash.com
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