Pokern Sie im Vorstellungsgespräch bei der Frage nach Ihrer Gehaltsvorstellung nicht zu hoch – sonst kann eine Absage die Folge sein. Doch welcher Lohn ist angemessen? Hier erfahren Sie, wie Sie ein angemessenes Gehalt ermitteln und warum Sie auch Zusatzleistungen des Arbeitgebers in Betracht ziehen sollten.
- Wer bei der Frage nach der Gehaltsvorstellung zu hoch pokert, riskiert den Job
- Umfrage zeigt: Die meisten Bewerber fordern zu hohes Salär
- Angemessenes Gehalt ermitteln: Ein Gehaltsvergleich hilft
- Lohnvorstellung sollte der Tätigkeit entsprechen
- Zusatzleistungen des Arbeitgebers in Betracht ziehen
Wer bei der Frage nach der Gehaltsvorstellung zu hoch pokert, riskiert den Job
Die Schweizer Wirtschaft brummt: Fachkräfte im Finanz- und Rechnungswesen, im IT–Bereich sowie in Assistenz- und kaufmännischen Berufen sind aktuell sehr gefragt. Das steigert verständlicherweise auch die Lohnvorstellung vieler Bewerber. Wer jedoch zu viel fordert, riskiert im schlimmsten Fall eine Absage. Seien Sie also wachsam, wenn Sie aufgefordert werden, Ihren Gehaltswunsch in der Bewerbung anzugeben.
Umfrage zeigt: Die meisten Bewerber fordern zu hohes Salär
Das Phänomen überzogener Lohnvorstellungen ist weit verbreitet: Wie aus der aktuellen Arbeitsmarktstudie von Robert Half hervorgeht, hat nach Ansicht vieler Personalverantwortlicher ein Grossteil der Bewerber zu hohe Erwartungen. Dabei macht es kaum einen Unterschied, ob es sich um Kandidaten für eine Mitarbeiterstelle oder Bewerber auf eine Führungsposition handelt.
„Glauben Sie, dass Bewerber heutzutage überzogene Gehaltsvorstellungen haben?“ Mit Nein antwortete nur gut jeder Zehnte befragte Personalverantwortliche auf diese Frage von Robert Half. Alle anderen stimmten zumindest teilweise zu:
Immer | Oft | Manchmal | Nein | |
---|---|---|---|---|
Mitarbeiterebene | 25% | 28% | 36% | 11% |
Führungsebene | 19% | 36% | 32% | 12% |
Stellt sich die Frage: Welcher Lohn ist angemessen? Läuft es bei Unternehmen gut, wollen die Mitarbeiter ein Stück vom Erfolgskuchen abhaben. Das ist auch richtig und angemessen. Manche Bewerber schiessen allerdings mit ihrer Gehaltsforderung über das Ziel hinaus. Wer aus Sicht von HR-Managern mehr als den marktüblichen Verdienst will, wird schlimmstenfalls frühzeitig aussortiert.
Angemessenes Gehalt ermitteln: Ein Gehaltsvergleich hilft
Die Bitte, bereits in der schriftlichen Bewerbung eine Gehaltsvorstellung zu formulieren, kommt auch in Schweizer Stellenangeboten immer häufiger vor. Und selbst wenn Sie sich im Anschreiben noch davor drücken konnten: Spätestens im Vorstellungsgespräch kommt sie auf den Tisch – die Frage, die bei Bewerbern regelmässig für feuchte Hände sorgt: „Wo liegen Ihre Gehaltsvorstellungen?“
Mit etwas Vorbereitung können Sie ihr aber gelassen entgegensehen. Führen Sie einen Gehaltsvergleich durch, bevor Sie Ihre Gehaltsvorstellung angeben – etwa mit dem Gehaltsrechner von Robert Half. Der Überblick über die marktüblichen Gehälter hilft Ihnen bei der realistischen Einschätzung, wie viel Lohn Sie verlangen können.
Natürlich wollen Sie Ihre Arbeitskraft nicht unter Wert verkaufen. Setzen Sie aber stattdessen zu hohe Lohnvorstellungen an, könnten Sie sogar nach der Unterschrift des Arbeitsvertrags ein Problem bekommen. Denn obwohl Sie sich geeinigt haben, wird der neue Chef stets befürchten: „Wir haben zwar einen Kompromiss gefunden, aber sobald ihm jemand mehr Gehalt bietet, ist er weg.“ Ein solcher Vorbehalt führt im schlimmsten Fall dazu, dass Sie für mehr Verantwortung oder strategisch wichtige Projekte nicht in Betracht gezogen werden. Ihr Karriereturbo läuft dann erst einmal mit Halbgas.
Lohnvorstellung sollte der Tätigkeit entsprechen
Doch nehmen wir an, Sie haben einen Gehaltsvergleich gemacht. Sie wissen jetzt, wo Kollegen in ähnlichen Positionen und Branchen in etwa liegen. Ganz wichtig ist im nächsten Schritt, dass Sie sich die folgende Frage ehrlich beantworten: Entspricht meine Gehaltsvorstellung der Tätigkeit?
Viele Bewerber erwarten mit einem Jobwechsel auch eine Lohnerhöhung. Meist schlagen sie 10 % auf das derzeitige Salär auf und fordern noch ein paar Prozent extra, um einen Verhandlungsspielraum zu haben. Dieses Vorgehen ist insofern verständlich, als ein Jobwechsel mit gewissen Unsicherheiten verbunden ist, die man durch einen finanziellen Aufstieg kompensieren will.
Dennoch muss die Lohnvorstellung dem Job angemessen sein. Fragen Sie sich, ob der neue Job grössere Herausforderungen an Sie stellt als der alte. Haben Sie jetzt zusätzliche Führungsverantwortung? Oder ist vielleicht sogar das Gegenteil der Fall? Seien Sie realistisch. Wenn Sie sich mit Ihrem potenziellen neuen Arbeitgeber beim Grundgehalt nicht einigen können, sind erfolgsabhängige Boni eine Alternative.
Zusatzleistungen des Arbeitgebers in Betracht ziehen
Manchmal lohnt es sich sogar, die Gehaltsvorstellung im Vorstellungsgespräch nach unten zu korrigieren. Ein zufriedenstellendes Gehalt ist zwar sehr wichtig, aber keineswegs alles. In erster Linie muss Ihnen die neue Tätigkeit zusagen, zum Beispiel aus diesen Gründen:
- Der neue Job bietet Aufgabenbereiche, die Sie schon immer interessiert haben.
- Sie können wichtige Erfahrungen sammeln, die für Ihre Karriereziele unabdingbar sind.
- Das Umfeld ist attraktiv, es gibt freundliche Kollegen und flache Hierarchien.
- Das Weiterbildungsangebot ist gross.
- Sie können stets mit den neuesten technischen Geräten arbeiten.
- Es gibt attraktive Benefits wie ÖV-Tickets, Firmenwagen oder weitere Vergünstigungen.
Prüfen Sie auch, ob der neue Arbeitgeber flexible Arbeitszeitmodelle bietet, die Ihrer Lebensplanung entgegenkommen. Beispielsweise:
- Gleitzeit,
- Teilzeitmodelle,
- Möglichkeit zum Home Office,
- Zeitwertkonto,
- Unbezahlter Urlaub.
Wägen Sie all diese Vorteile genau ab, wenn Sie über Ihre Salärvorstellung nachdenken. Ein angemessener Lohn ist zwar wichtig. Er ist aber nicht das, was einen Job langfristig interessant macht.
Bildquelle: © Scott Graham / Unsplash