Für Arbeitgeber zählt nicht nur die Qualifikation eines Bewerbers. Mindestens genauso wichtig ist die Motivation, mit der jemand an seine Arbeit geht. Kein Wunder also, dass Personaler*innen im Vorstellungsgespräch Ihre Leistungsbereitschaft genau abklopfen. Emine Yilmaz, Managing Director bei Robert Half, gibt Tipps, wie Sie dabei Sie punkten können!
Was Personaler auf die Frage nach der Motivation am liebsten hören wollen:
„Was treibt Sie bei der Arbeit an?“ – diese Frage ist ein Klassiker im Vorstellungsgespräch. Selbst wenn der Personaler auf der anderen Seite des Tisches nicht ganz so direkt fragt, wird er Ihre Motivation zum Arbeiten im Gespräch abklopfen. Manche Personalverantwortliche gehen dabei etwas subtiler vor:
Was begeistert Sie an dieser Position?Was sind Ihre Ziele in diesem Job?Warum möchten Sie für uns arbeiten?Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
All diese Fragen zielen letztlich darauf ab, herauszufinden, wie es um Ihre Motivation steht. Nachvollziehbar, dass Arbeitgeber auf unmotivierte Mitarbeiter, die ihren Einsatz auf das Nötigste beschränken, gerne verzichten würden. Sie möchten ihre offenen Stellen stattdessen lieber mit einem*r Bewerber*in besetzen, der für den Job brennt.
Fragt sich nur, wie Sie Ihrem Gegenüber zeigen, dass Sie motivierter sind als Ihre Mitbewerber*innen. Können Ihre ehrgeizigen Karriereziele den zukünftigen Arbeitgeber überzeugen? Oder sollten Sie lieber argumentieren, dass Sie berufliche Erfolge und die Anerkennung zu Höchstleistungen antreiben?
Einer aktuellen Studie der beiden US-amerikanischen Managementforscherinnen Kaitlin Woolley und Ayelet Fishbach zufolge sind Bewerber*innen mit diesen oder ähnlichen Antworten oft auf dem Holzweg. Sie fanden heraus, dass es Personaler*innen viel mehr beeindruckt, wenn Menschen aus intrinsischer Motivation heraus zur Arbeit gehen – also einfach aus einem inneren Antrieb heraus, weil sie ihre Arbeit gerne machen.
Überrascht? Das waren die Bewerber*innen in den Experimenten der beiden Forscherinnen auch. Sie gingen nämlich davon aus, dass Personalentscheider*innen eine hohe Motivation eher an Antworten wie „Ich messe mich gerne mit anderen“ oder „Berufliche Erfolge treiben mich an, ich möchte Karriere machen“ festmachen würden. Dass eine Antwort wie „Mir macht meine Arbeit einfach Spaß“ Personalverantwortliche im Job-Interview beeindrucken würde, davon gingen nur die wenigsten aus.
Die beiden Wissenschaftlerinnen empfehlen Bewerber*innen, die Gesprächssituation einmal durch die Augen des Gesprächspartners zu sehen und sich zu fragen, welcher Kandidat*innen sie mehr überzeugen würde: Diejenigen, die durch ihre ambitionierten Karriereziele angetrieben werden oder die, denen ihre Arbeit wichtig für das Selbstbild ist?
Eigenmotivation kommt also gut an. Doch wie bringen Sie die überzeugend rüber? Wenn Sie den Job vor allem wegen des Geldes oder der Sicherheit wollen, vermutlich gar nicht. Auch wenn Sie noch so sehr betonen, dass Sie Ihre Arbeit lieben oder sie als sinnstiftend empfinden: Ist dies eine Lüge, wird ein*e gute*r Personaler*in das sehr schnell durchschauen.
Bei der Frage nach der Motivation bei der Arbeit können Sie mit echter Leidenschaft punkten und sich von den Mitbewerbern abheben. Wenn Sie wirklich für etwas brennen, werden Sie Ihre*n Gesprächspartner*in automatisch mitreißen.
Oft ist es allerdings gar nicht so einfach, mal eben aus dem Ärmel zu schütteln, was einen antreibt. Stellen Sie sich der Frage „Was motiviert mich?“ vor dem Vorstellungsgespräch und seien Sie dabei ehrlich zu sich selbst. Eine gute Möglichkeit sich der Antwort zu nähern, sind kleine Hilfsfragen:
Was ist mir richtig wichtig im Leben?
Wofür engagiere ich mich besonders?
Wo investiere ich am meisten Herzblut?
Was fällt mir besonders leicht? Und warum?
Worauf möchte ich nicht verzichten?
Welche Tätigkeiten empfinde ich als sinnvoll?
Warum pflege ich meine Hobbys?
Wann fühle ich mich ausgebremst?
Betrachten Sie Ihre Antworten. Es geht sowohl darum, was Sie gerne machen, aber auch darum, was Sie gut können. Möglicherweise lassen sich in Ihren persönlichen Turboladern sogar echte Stärken und Talente entdecken, die Ihnen noch gar nicht richtig bewusst waren.
Die gute Nachricht: Letztendlich gibt es bei der Frage nach der Motivation im Vorstellungsgespräch keine falschen Antworten – solange Sie ehrlich bleiben und nicht eine Antwort konstruieren, von der Sie meinen, dass Personalverantwortliche sie gerne hören würde. Gut ist es, wenn Sie Ihre Antworten mit konkreten Beispielen aus Ihrem Arbeitsalltag verknüpfen. Das kann möglicherweise so aussehen:
„Mich erfüllt es mit Stolz, wenn ich eine Herausforderung gut gemeistert habe. Das motiviert mich, neue Aufgaben anzugehen. Weil ich bei meinem jetzigen Unternehmen das Tagesgeschäft schnell und gut im Griff hatte, konnte ich schon bald Sonderaufgaben übernehmen.“
„Programmieren hat mich schon immer fasziniert. Mich begeistert einfach, was aus Code alles entstehen kann. Den Weg von den ersten Codezeilen zu einem innovativen Produkt zu gehen, ist schon beeindruckend. Und ich glaube, dass Ihr Unternehmen als Innovationstreiber ein guter Ort ist, um meine Leidenschaft auszuleben.“
„Meine Neugier treibt mich an. Ich finde es spannend, immer wieder in neue Situationen geworfen zu werden, unterschiedliche Unternehmenskulturen kennenzulernen und jeden Tag mit anderen Herausforderungen konfrontiert zu werden. Deshalb habe ich mich für eine Karriere als Freelancer entschieden.“
Wenn Sie ehrlich über Ihre Leidenschaften sprechen und diese auf den Job beziehen, sind Sie automatisch überzeugend. Zeigen Sie Ihrem Gesprächspartner, woran Ihr Herz hängt. Das sprichwörtliche Funkeln in Ihren Augen wird mehr überzeugen als jede auswendig gelernte Standardantwort aus einem Bewerbungsratgeber. Den Satz „Ich haben den Ehrgeiz, im Job immer der Beste zu sein“ hat er vermutlich schon in unzähligen Varianten von Ihren Mitbewerber*innen gehört.
Wir bei Robert Half unterstützen Sie gerne dabei, laden Sie einfach Ihren Lebenslauf hoch.
Bildquelle: © Andrea Piacquadio- Pexels.com
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