Die Zeiten haben sich geändert. Kam man früher aus dem Urlaub zurück und zeigte seinen Kollegen oder Freunden ein Foto der Spanischen Treppe, so ist das heute anders: Heute präsentiert man sich selbst vor der Spanischen Treppe. Diese ist dann meist nur noch schmückendes Beiwerk. Man zeigt seine Fotos auch nicht mehr nur Kollegen und Freunden, sondern es werden vorzugsweise Selfies fleißig in den sozialen Netzwerken geteilt. Vor allem die jüngere Generation nutzt Social Media im Alltag. Das können sich Führungskräfte und Unternehmen zunutze machen und auf diesem Weg die Generation Z, aber auch andere Generationen erreichen. Florian Kreuzwirth, Regional Managing Director Executive Search für Deutschland und die Schweiz, erklärt, warum Personal Branding so wichtig ist und wieso Führungskräfte nicht darauf verzichten sollten.
Weshalb Personal Branding nicht nur für Unternehmen sondern auch für Mitarbeiter und Führungskräfte von Interesse sein kann:
Personal Branding heißt die Strategie, mit der nicht mehr nur Unternehmen, sondern auch ihre Mitarbeiter und Führungskräfte zur Marke werden. Und das kann sehr erfolgversprechend sein.
Für alle, die sich mit dem Begriff Personal Branding noch nicht beschäftigt haben, eine kurze Erklärung: Personal Branding ist der Aufbau einer Personenmarke. Dabei geht es nicht um plumpe Selbstvermarktung, sondern um gezieltes und vor allem authentisches Selbstmarketing.
Wer Personal Branding effektiv betreiben will, muss sich zunächst seiner Stärken und Schwächen bewusst werden und sich intensiv mit den Werten und Zielen auseinandersetzen, die ihn antreiben.
Kurz gesagt: Personal Branding bedeutet, seinen ganz individuellen USP zu finden, also jenes Merkmal zu identifizieren, das einen von anderen unterscheidet und für das man gesehen werden und stehen möchte.
Insbesondere die jüngere und internetaffine Generation Z könnte sich von dieser Strategie angesprochen fühlen. Denn sie ist quasi damit aufgewachsen, dass jeder Lebensbereich von einem oder oft sogar mehreren Influencern besetzt ist, die das Thema für sich beanspruchen.
Der Aufbau einer persönlichen Marke ist daher gerade für diese Generation völlig normal, da sie es wie keine Generation zuvor verstanden hat, sich selbst als Marke aufzubauen und sich entsprechend in den sozialen Medien zu präsentieren.
Das hat Folgen: Denn viele Menschen, die dieser Generation angehören, erwarten diese Art der Selbstvermarktung nicht nur von ihren Altersgenossen, sondern auch von Führungskräften und Vorständen in Unternehmen. Schließlich kennen sie es nicht anders.
Für Führungskräfte bedeutet das: Neben fachlicher Kompetenz sind heute vor allem Charisma und herausragende kommunikative Fähigkeiten gefragt. Ein Beispiel dafür sind Unternehmen aus der Tech-Branche.
Viele Unternehmenslenker haben mehr Follower als ihre Unternehmen selbst, was zeigt, dass die Persönlichkeit der Führungskraft einen großen Einfluss auf die Wahrnehmung der Marke hat.
Das bedeutet allerdings auch, dass problematische Äußerungen eines CEOs zum Problem für Unternehmen und Aktionäre werden kann – das zeigt letztlich nur, wie mächtig Personal Branding ist.
Konkret können Unternehmen beispielsweise von den folgenden Vorteilen profitieren, wenn sie Führungskräfte oder Mitarbeiter – als Corporate Influencer – in den eigenen Reihen haben, die sich authentisch und nahbar präsentieren:
1. Vertrauensaufbau bei Kunden und Lieferanten
Führungskräfte, die ihre Personenmarke aktiv pflegen und nach außen kommunizieren, stellen einen persönlichen Bezug zu Kunden und Lieferanten her. Dieses persönliche Engagement trägt zur Vertrauensbildung bei, denn Menschen sind eher bereit, mit einer vertrauten Persönlichkeit Geschäfte zu machen.
2. Employer Branding profitiert
Führungskräfte, die sich als Marke etablieren können, gewinnen auch für das Employer Branding an Bedeutung. Ist die Führungskraft in den sozialen Medien sichtbar und tritt zudem authentisch und glaubwürdig auf, strahlt dies auf das Image des gesamten Unternehmens aus.
3. Mitarbeiter identifizieren sich schneller und besser
Führungskräfte, die in den sozialen Medien aktiv sind und eine starke Personal Brand aufgebaut haben, tragen dazu bei, dass sich neue Mitarbeiter schneller mit dem Unternehmen identifizieren können. Das schafft ein positives Umfeld und wirkt sich positiv auf die Mitarbeiterbindung aus.
Zukunftsthemen ESG und DEI
Gerade bei den Zukunftsthemen ESG (Environmental, Social, Governance) und DEI (Diversity, Equity, Inclusion) können Unternehmen von Botschaftern profitieren, die sich in diesen Bereichen engagieren und sichtbar sind. Der Aufbau einer persönlichen Marke in diesen Themenfeldern kann nicht nur das Unternehmen stärken, sondern im Idealfall auch positive gesellschaftliche Veränderungen vorantreiben.
Aber nicht nur das Unternehmen profitiert von einer starken Personal Brand. Auch Führungskräfte haben einen individuellen Vorteil, wenn sie sich als Marke etablieren können. So kommt es immer wieder vor, dass Führungskräfte beispielsweise durch ihr Engagement auf LinkedIn neue Jobangebote erhalten. Gerade bei der Jobsuche oder dem nächsten Karriereschritt kann sich dieser Kanal lohnen.
Denn:
1. Mit einer starken Personal Brand zeigen Führungskräfte ihre Kompetenz und schaffen Vertrauen. Sie teilen ihre Erfahrungen, ihr Wissen und ihre Erfolge und geben so Mitarbeitern, Kunden oder Stakeholdern nützliche Best Practices und Tipps.
2. Authentisches Personal Branding hilft, ein Netzwerk aufzubauen und die eigene Reputation zu verbessern. Führungskräfte, die sich in den sozialen Medien profilieren, können mit anderen Tought Leadern in Kontakt treten und Beziehungen aufbauen.
3. Eine starke persönliche Marke hilft dabei, als Experte für ein bestimmtes Thema wahrgenommen zu werden. Das wiederum macht Journalisten und andere Medienvertreter aufmerksam. Durch eine kontinuierliche Positionierung zum Thema kann es Führungskräften gelingen, Ansprechpartner für Medienvertreter in ihrem Fachgebiet zu werden. Und das wiederum zahlt auf die eigene Marke ein.
Um eine starke Personal Brand zu werden, muss man in der Lage sein, sein Wissen ansprechend und pointiert zu formulieren. Die Leser müssen dran und interessiert bleiben. Und genau dafür ist gutes Storytelling unerlässlich.
Das zeigt auch unser Boardroom Navigator. Wir kommen zu dem Ergebnis, dass Storytelling und Kommunikationsfähigkeiten zu den Top-Skills gehören, die Führungskräfte in den kommenden Jahren mitbringen sollten.
Das ist nicht nur für die einzelne Führungskraft wichtig, sondern auch für Unternehmen. Im aktuellen War for Talents haben Unternehmen oft Schwierigkeiten, genügend Fachkräfte zu finden, um ihre offenen Stellen zu besetzen. Führungskräfte mit guten Storytelling-Fähigkeiten können daher ihren Arbeitgebern helfen, die Lücke zu schließen und neue Fachkräfte zu finden.
Internes und externes Storytelling wird immer wichtiger
Externe Kommunikation und Storytelling sind notwendig, um Kandidaten auf mögliche Positionen im Unternehmen aufmerksam zu machen. Um aber auch bestehende Mitarbeiter langfristig zu binden, muss die interne Kommunikation entsprechend ausgerichtet werden.
Gerade die ersten 100 Tage in einer neuen Position als Führungskraft bieten sich an, um die interne und externe Kommunikation entsprechend auszurichten. Dabei sollten Führungskräfte neben der Kommunikation über Social Media auch auf Formate wie wöchentliche Updates setzen.
Personal Branding dürfte in den kommenden Jahren noch wichtiger werden. Führungskräfte und solche, die in eine solche Rolle drängen, sollten sich daher möglichst frühzeitig mit den Möglichkeiten des Aufbaus einer eigenen Marke auseinandersetzen.
Denn gut gemachtes Personal Branding hilft bei der Umsetzung von Veränderungen und Innovationen im Unternehmen, kann aber auch entscheidend für den persönlichen Erfolg sein. Vor allem in Zeiten, in denen Persönlichkeit, Kommunikationsfähigkeit und das Auftreten in den sozialen Medien immer wichtiger werden.
Auch Unternehmen sind gut beraten, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und Führungskräfte, aber auch andere Mitarbeiter (Corporate Influencer) dabei zu unterstützen, sich als Marke zu etablieren. Denn davon profitieren letztlich alle Beteiligten.
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