Fachfremde bringen fehlende Qualifikationen mit

Mitarbeitern in Finanzabteilungen stehen unruhige Zeiten bevor: Behalten ihre Vorgesetzten recht, wird der Stresslevel im Finanz- und Rechnungswesen in den kommenden drei Jahren deutlich steigen, wie die Arbeitsmarktstudie 2017 des Personalvermittlers Robert Half zeigt. Diese Erwartung ist leider nicht abwegig, denn der immer gravierendere Fachkräftemangel in Finanzberufen wirkt sich zunehmend auf den Arbeitsalltag der Angestellten aus. Eine Lösung suchen viele CFOs deshalb außerhalb: Neun von zehn befragten Finanzchefs sind gewillt, Quereinsteiger in der Finanzabteilung zu beschäftigen. Eine vielversprechende Idee, denn für fachfremde Unterstützung gibt es gute Argumente.

Gründe für steigenden Stress der Arbeitskräfte in der Finanzabteilung gibt es viele: Die Erwartungen der Geschäftsführung ziehen an, der wirtschaftliche Wettbewerb wird härter und die Verantwortung der Finanzabteilung wächst, weil ihre Unterstützung für andere Funktionen im Unternehmen immer wichtiger wird. „Der größte Treiber hinter der zunehmenden Arbeitsbelastung im Finanzsektor ist aber der Mangel an Fachkräften. Annährend jedes Unternehmen in Deutschland hat Schwierigkeiten, offene Stellen im Finanz- und Rechnungswesen zu besetzten“, sagt Sladjan Petkovic, Managing Director bei Robert Half. „Ausgleichen müssen diese Engpässe die bestehenden Mitarbeiter. In der Konsequenz bedeutet das oft steigenden Stress.“

Aus der Not eine Tugend machen: Quereinsteiger in der Finanzabteilung

Die überwiegende Mehrheit (95 %) der Finanzchefs deutscher Unternehmen beschreibt das Recruiting von Finanzfachkräften als herausfordernd. Deshalb ist ihre Bereitschaft mittlerweile sehr hoch, fachfremde Mitarbeiter einzustellen: Fast neun von zehn (89 %) CFOs sind gewillt, offene Stellen in der Finanzabteilung mit Quereinsteigern zu besetzen. Das kann für beide Seiten große Vorteile haben: Angestellte im Finanz- und Rechnungswesen sind überdurchschnittlich zufrieden mit ihrem Beruf, auf dem Arbeitsmarkt begehrt und können sich über regelmäßige Gehaltserhöhungen freuen, wie die Gehaltsübersicht von Robert Half zeigt.

Aber auch für Unternehmen kann es große Vorteile haben, Quereinsteiger in der Finanzabteilung einzustellen. Denn durch die zunehmende Automatisierung der Aufgaben im Finanz- und Rechnungswesen verändern sich die Anforderungen an die Finanzabteilungen. Nach Ansicht der CFOs werden viele Eigenschaften immer wichtiger, denen bis vor kurzem nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet wurde. „Digitale Lösungen erledigen heute viele Aufgaben, die vor kurzem noch von Mitarbeitern selbst übernommen wurden. Deshalb wird es immer wichtiger, dass die Angestellten in der Finanzabteilung strategisch und unternehmerisch denken, um ihren Beitrag zum Erreichen der Unternehmensziele zu leisten“, sagt Petkovic.

Voraussetzungen für Quereinsteiger

Am wichtigsten finden Finanzchefs Kompetenzen im IT-Bereich. Aber auch eine hohe Problemlösungskompetenz, die Fähigkeit und Bereitschaft, mit Daten zu arbeiten und sie zu analysieren sowie ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten runden das Bild der wichtigsten Eigenschaften zukünftiger Finanzprofis ab. „Der Wechsel in die Finanzabteilung bietet sich neben IT-Spezialisten beispielsweise für Arbeitnehmer aus dem Bank- und Versicherungssektor an. Gerade für Führungspositionen sind Unternehmensberater gefragt. In Einzelfällen kommen aber auch andere Berufsfelder in Frage – Juristen mit Berufserfahrung können zum Beispiel als Compliance Manager in die Finanzabteilung wechseln“, so Petkovic.

Robert Half hat 200 CFOs gefragt:
„Welche Kompetenzen werden aufgrund der Arbeitsautomatisierung im Finanz- und Rechnungswesen wichtiger?“

43 %IT-Kompetenzen
39 %Unternehmerisches Denken
38 %Strategische Vision
34 %Datenanalyse
33 %Problemlösungskompetenz
29 %Kommunikationsfähigkeit
26 %Flexibilität/Anpassungsfähigkeit/Offenheit für Veränderungen
24 %Kooperationsfähigkeit
22 %Führungskompetenz
7 %Kreativität

Quelle: Robert Half, Arbeitsmarktstudie 2017, Befragte: 200 CFOs in Deutschland