Versicherer im Schadenfall: Wenn Menschen Menschen sprechen wollen

Consulting Recruiting-Tipps
Mehr Überschwemmungen, mehr Hagelschlag, mehr Hitzeschäden. Der Klimawandel verändert auch das Leben der Menschen in Deutschland teilweise massiv. Die Versicherungsbranche entwickelt neue Produkte und sucht durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz nach Möglichkeiten, Schadenfälle noch schneller zu bearbeiten. Anne Padel und Julia Schmidl, beide Director Managed Solutions bei Robert Half, erklären, warum jedoch gerade im Schadenfall eine KI keine Lösung ist.
Die Überschwemmungen in Bayern im Juni 2024 sind bereits das zweite Hochwasser in diesem Jahr. Allein der Schaden in Nord- und Mitteldeutschland über den Jahreswechsel schätzt der Gesamtverband der Versicherer (GDV) auf 200 Millionen Euro. Für das Hochwasser im Süden hat das Bayerische Staatsministerium Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF) das „Hilfsprogramm Soforthilfe Hochwasser 2024“ aufgelegt, in dem es Betroffenen schnell Hilfe zusichert. Naturkatastrophen nehmen im Versicherungsschutz für Einzelpersonen einen immer größeren Raum ein, Versicherer sprechen von sogenannten Elementarschäden. In Anbetracht dieser Entwicklung gibt der GDV eine klare Empfehlung an Versicherungsnehmer aus: Pflichtversicherungen reichen nicht aus, um entstandene Schäden umfänglich versicherungstechnisch zu decken. 
Die besten Versicherungen sind diejenigen, die nie in Anspruch genommen werden. Wenn jedoch der Schadenfall eingetreten ist, benötigen Betroffene schnelle und kompetente Hilfe. Denn um einen Schaden geltend machen zu können, müssen Schäden beim Versicherer gemeldet werden. Aus dem „Hilfsprogramm Soforthilfe Hochwasser 2024“ des StMELF heißt es beispielsweise. „Zum Nachweis des Schadens ist eine zeitnahe, aussagekräftige Foto-Dokumentation – am besten erstellt in der FAL-BY-App – zwingend erforderlich. Der Nachweis, dass der Schaden durch das Hochwasser ab dem 31.05.2024 entstanden ist, muss aus den Bildern hervorgehen.“ Das ist jedoch lediglich der Modus in Bayern, andere Bundesländer verfahren nach eigenen Vorgaben. Bereits das kann ein großer Schritt für jemanden sein, dem das Hochwasser gestern noch einen Großteil Hab und Guts mit sich gerissen hat. Was wird passieren? Betroffene wenden sich in Notsituationen an die Versicherungen oder entsprechende staatliche Stellen. Gerade hat ein Hochwasser ihr Lebenswerk zerstört. Sie stehen teilweise unter Schock, sind wütend, in Trauer oder neigen zu Irrationalität obschon der emotionalen Situation, in der sie sich befinden. Was werden sie tun? Eine E-Mail schreiben? Einen Antrag ausfüllen und auf baldige Antwort hoffen? Vermutlich werden sie die 24/7-Hotline ihrer Versicherung wählen. An dieser Stelle wird das ethische Moment von Versicherungen wichtig. Gerade bei telefonischem Erstkontakt wollen Betroffene mit Menschen sprechen, die sich nicht nur ein Bild über den Schaden machen können, den sie später zur weiteren Bearbeitung aufnehmen, sie müssen auch ein Stück weit die vielen Emotionen kanalisieren, mit denen Betroffene sie konfrontieren werden. Für Versicherungen geht es an dieser Stelle nicht nur darum, den vertraglich zugesicherten Schutz zu garantieren, sondern durch die kompetente Beratung und Aufnahme der Schadenfall-Situation ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln.
Nach Schätzungen der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) waren vom Jahrhunderthochwasser 2021entlang der Ahr rund 42.000 Menschen direkt vom Hochwasser betroffen. 42.000 Einzelschicksale, die sich mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen bei ihren Versicherern melden und Hilfe ersuchen. Der technologische Fortschritt samt Automatisierung und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist auch eines der größten Themen in Versicherungen. Doch besonders in der Schadenfallaufnahme benötigen Versicherungen Menschen, die diese hohe Zahl an Betroffenen und deren Schadenmeldungen kompetent, zielgerichtet und vor allem empathisch aufnehmen können. Denn guter und individueller Service sichert den Versicherungen langfristig zufriedene Kunden. Versicherungen und deren Call Center können diese unplanmäßigen Lastspitzen ad hoc nicht mit eigenen Bordmitteln in einem verlässlichen Zeitrahmen aufnehmen. Die Folge können Backlogs sein, die Versicherungen mit einem Vertrauensverlust beim Versicherten bezahlen, der sich dann später nur schwerlich wieder aufbauen lässt. Gleiches gilt, wenn Betroffene einer Künstlichen Intelligenz ihre Situation schildern sollen oder lang in der Warteschleife stecken. Mitunter berichten sie unter Tränen, welchen Schaden sie betrauern. Wenn dann eine freundliche Computer-Stimme erwidert: „Ich habe Sie leider nicht verstanden. Können Sie dies bitte wiederholen“, ist das genau das, was diese Menschen just in diesem Moment nicht hören wollen. Wie sollten Versicherungen dieser Situation gerecht werden? Sie können in Notlagen auf externe Unterstützung setzen, die entsprechend skaliert die Call-Center-Kernmannschaft beim Erstkontakt unterstützen und das Band zwischen Versicherung und Versicherten weiter festigen.  
Damit Versicherungen schnell handlungsfähig sind, sollten sie den Hotline-Dienst als Projekt verstehen und von der HR-Komponente im Haus herauslösen. Gerade Managed-Service-Anbieter, die Projektsteuerung und entsprechend niedrigschwellig Mitarbeiterbereitstellungen aus einer Hand vorhalten können, sind probate Problemlöser für die Versicherungen. Diese Projektteams agieren im Auftrag der Versicherungen, erfassen den Kern des Schadens, den sie an die Versicherung zur weiteren Verarbeitung weitergeben und spenden am anderen Ende der Leitung Trost und Zuversicht – anteilnehmendes Zuhören kann bereits ein wichtiges Signal sein. Für Versicherungen ist hier die Qualität der externen Dienstleitungserbringung von besonderer Bedeutung. Mit Managed Solutions vereinen wir Projektsteuerung und Projektteambereitstellung und heben die Ergebnisse so auf eine neue Ebene. Der technologische Fortschritt ermöglicht, viele Ressourcen in Unternehmen zu schonen. Versicherungen können Kapazitäten, die die Schadenfallabwicklung einer Naturkatastrophe mit sich bringt, nicht dauerhaft vorhalten. Sie können durch die genannten Möglichkeiten jedoch schnell und adäquat auf die Bedürfnisse ihrer Kunden reagieren.  Ausnahmesituationen, die Menschen an psychische und physische Belastungsgrenzen führen, können kurz- und mittelfristig nicht von Maschinen aufgefangen werden. Es sind diese beschriebenen Situationen, die sich nur schwer üben lassen. In der Theorie scheinen die neuen Möglichkeiten vielfältig und logisch, praktisch gehören sie heute noch in Menschenhand.  Bildquelle: © SEO Galaxy / Unsplash

Managed Solutions

Versicherungen müssen flexibel auf steigende Anforderungen und dynamische Veränderungen reagieren. Ob es um den Aufbau neuer Bereiche, die Abarbeitung von Backlogs oder das Bewältigen unvorhergesehener Arbeitsspitzen geht – mit Managed Solutions bieten Protiviti als Beratungs- und Robert Half als Talent-Solutions-Experten umfassende Unterstützung.
Wir stellen Versicherungen schnell und effizient fachlich versierte Talente für die beschriebenen Ausnahmesituationen zur Verfügung. Unser maßgeschneidertes Delivery Model schließt kurzfristige Qualifikationslücken mit kompetenten Teams aus Spezialisten und Sachbearbeitenden. Wir liefern ohne Zeitverlust maßgeschneiderte Lösungen und kümmern uns zudem um Prozesse und Systeme.
Durch die Zusammenarbeit mit Protiviti profitieren Versicherungen von unserer Expertise und können ihre Effizienz steigern, Betriebskosten senken und gleichzeitig höchste Qualitätsstandards sicherstellen.