Ja oder nein? Dies oder das? Täglich stellen sich uns tausende Fragen – auch im Job. Gerade im beruflichen Umfeld müssen wir oft schnelle und gleichzeitig weitreichende Entscheidungen treffen. Da ist die lähmende Angst vor der falschen Wahl nicht weit. In dem Fall kann das Good-Enough-Prinzip helfen.
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Gut ist gut genug
Manchmal müssen schnelle Entscheidungen her. Sei es aus Termindruck oder wegen einer überraschenden Entwicklung. Beides ergab sich zum Beispiel während der Corona-Pandemie. Leider lösen gerade solche Situationen leicht Stress aus und können die Wahl zur Qual machen. Denn es bleibt dann keine Zeit, jedes Für gegen jedes Wider abzuwägen. Besonders heikel ist das, wenn von der Einschätzung der Lage viel abhängt.
Doch viele Menschen hadern auch unter weniger brenzligen Umständen damit, sich auf eine Option festzulegen. Sie können regelrechte Entscheidungsängste entwickeln, die sich auch im Job manifestieren und nicht gerade förderlich für die Karriere sind. Wer will schon Zauderer und ewige Bedenkenträger in leitender Funktion haben?
Doch nicht nur diese kennen das Problem. Die meisten Menschen verzweifeln gelegentlich an der Frage, welche Lösung die beste ist. Um dann den Entscheidungsprozess zu beschleunigen, bietet sich das Good-Enough-Prinzip an. Es basiert auf der Annahme, dass eine zu akribische Suche nach der optimalen Lösung schnelle Entscheidungen verhindert.
Der Bremsklotz ist ausgerechnet eine an sich sinnvolle, intensive Recherchearbeit. Warum? Weil sie immer weiter ins Detail führt und dabei die Anzahl an Optionen vergrößert, anstatt diese zu verringern. Das erschwert oder verhindert es, die eine, die beste Entscheidung zu treffen. Deshalb ist oft gut einfach gut genug.
Ewiges Grübeln hilft nicht weiter
Die moderne Arbeitswelt bietet vielfältige Möglichkeiten. Das liegt zu einem großen Teil an der Digitalisierung, die sich per Internet und Smartphone tief ins private Leben integriert hat: Die Menschen sind es gewohnt, sich beispielsweise vor Kaufentscheidungen über Produktbewertungen zu informieren, Unternehmenswebsites zu besuchen und online Angebote zu vergleichen. Diese Praxis haben mittlerweile so gut wie alle Beschäftigten in ihren beruflichen Alltag übernommen. Die Unternehmen unterstützen das. Zu Recht, denn viele Entscheidungen lassen sich so fundierter und schneller treffen.
Doch auch das Gegenteil kommt vor, wenn sich Beschäftigte angesichts zahlreicher Wahlmöglichkeiten und Variablen verzetteln. Dann verwandeln sich manche dringliche und zügig abzuwickelnde Angelegenheiten in schwebende Verfahren. Das kann auch die eigene berufliche Zukunft beeinflussen. Zum Beispiel, wenn es um folgende Aspekte geht:
- Jobwechsel
- Beförderung
- Gehalt
- Standort
- Weiterbildung
Das sind wichtige Themen, die die Weichen für die weitere Laufbahn stellen. Da können Entscheidungen schon mal schwerfallen. Beispiel Jobwechsel. Hier kommen besonders viele Dinge zusammen. So sind unter anderem Antworten auf folgende Fragen gesucht:
- Warum suche ich eine neue Herausforderung?
- Soll ich das Angebot nur annehmen, weil es im Raum steht?
- Welche Tätigkeit will ich künftig ausüben?
- Wo liegen die besten Chancen für meine Karriereplanung?
- Welche Rolle spielt das Gehalt?
- Welches Unternehmen bietet mir optimale Möglichkeiten?
- Passt die Unternehmenskultur des potenziellen neuen Arbeitgebers zu mir?
- Lohnt sich ein Umzug?
- Was sagt meine Familie dazu?
- Gerate ich vom Regen in die Traufe?
- Oder soll doch alles so bleiben, wie es ist?
Über jeden dieser Punkte lässt sich ewig grübeln. Doch das führt letztlich zu nichts. Aber ist es deswegen besser, eine schnelle Entscheidung zu treffen? Ja, sagt die Good-Enough-Methode. Natürlich sollten Sie trotzdem nichts übers Knie brechen. Aber oft reichen für eine schnelle Entscheidung einige Leitlinien und grundlegende Fakten aus. In unserem Beispiel des möglichen Jobwechsels wären das:
- der (gefühlsmäßige) Eindruck nach dem Vorstellungsgespräch
- die Höhe des Gehalts
- die zu erwartende Work-Life-Balance
- die persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten
- die Erfolgsparameter und Zielvereinbarungen
- die geschäftlichen Ziele des neuen Unternehmens
- der künftige Lebensmittelpunkt nach einem Umzug
Gibt es in diesen und ähnlichen Punkten eine überwiegende Übereinstimmung mit Ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen? Dann, so der Rat aus der Good-Enough-Perspektive, ist die Option gut genug. Greifen Sie zu! Nehmen Sie also das Angebot an, ohne weiter nach eventuell besseren Alternativen zu suchen.
Jede Entscheidung hat ihren Preis
Das Good-Enough-Prinzip mag etwas befremdlich klingen. Schließlich sind wir bestrebt, stets das Optimum zu finden. Doch das kann manchmal einfach zu lange dauern – oder schlichtweg unmöglich sein. Deshalb sollten Sie sich von diesem Leitbild verabschieden, wenn Sie zügig Klarheit brauchen oder schaffen müssen.
Aber kann das nicht zu unangenehmen Konsequenzen führen? Natürlich, aber jede Entscheidung hat Folgen, die sich vorher nicht absehen lassen. So könnte sogar trotz langwierigen Abwägens über einen Jobwechsel ...
- die Unternehmenskultur doch nicht so offen sein wie gedacht.
- die zuvor entspannt wirkende Führungskraft sich als Kontrollfreak erweisen.
- es anstatt ausgeglichener Work-Life-Balance dauerhaft Überstunden geben.
Auch mit der Good-Enough-Methode sind böse Überraschung und Fehlentscheidungen nicht ausgeschlossen. Aber immerhin verkürzt sie den Prozess der Entscheidungsfindung. Und sie befreit Sie von der Last, über zahllose Eventualitäten nachzudenken, die sich auch nach langer reiflicher Überlegung nicht im Voraus klären lassen.
Deshalb kann auch ein Jobwechsel genau die richtige Entscheidung für Sie sein. Wir unterstützen Sie gern dabei.
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